240
22. Preußen und Oesterreich.
ling Theil genommen an der Begeisterung jener Tage, in welchen
der Vater zuerst von allen Fürsten das deutsche Panier erhob, an
dem Jubel der Tage, in welchen Arndt's, Schenkendorf's, Körner's
Lieder zugleich mit den Heeren Schlachten schlugen. Mitkämpfer in
den Schlachten von Großgörschen, Bautzen u. s. w., war er als Sie-
ger mit seinem Vater in Paris eingezogen, wo damals die aus den
Kirchen und Palästen des europäischen Continents geraubten Kunst-
werke vereinigt waren. Das alte deutsche Reich hatte er untergehen
sehen, rühmlos, in Trümmern zerschlagen von den eigenen Söhnew
im fremden Frohndienste; dessen hehres Bild schwebte ihm jetzt vor,
als er, kaum zum Throne gelangt, zum Fortban des größten deutschen
Domes den Grundstein legte (4. September 1842) und im ahnenden
Geiste schon „die Thore einer neuen, großen Zeit" vollendet sah. Da-
her auch die mehrfachen (vergeblichen) Versuche (sowohl vor als nach
1848) zur Gewinnung einer das gemeinsame Beste fördernden, somit
auch die Interessen seines eigenen Staates rucht beeinträchtigenden
politischen Neugestaltung Deutschlands an Stelle derjenigen, die sich
im entscheidenden Augenblicke ohnmächtig erwiesen hatte; — daher
auch, abgesehen von der mangelnden Befugniß, die Ablehnung der
ihm vom Frankfurter Parlament angetragenen deutschen Kaiserkrone
(April 1849) und das Bestreben gemeinsamen Vorschreitens mit der
großen deutschen Schwestermacht in der Gestaltung deutscher Dinge*).
Friedrich Wilhelm Iv. begann seine Regierung mit Handlungen
der Gerechtigkeit und Milde, die ihm alle Herzen gewannen: außer
vollständiger Amnestie für alle politischen Vergehen der letzten Jahre,
wurde der nach den Karlsbader Beschlüssen (s. S. 18) mit Wilhelm
von Humboldt 1820 aus dem Ministerium getretene General von
Boyen in den Staatsrath zurückberufen und bald nachher zum Kriegs-
Minister ernannt, der um dieselbe Zeit wegen Theilnahme an sog.
demagogischen Umtrieben von seinem Amte suspendirte Prof. Arndt
in Bonn (s. S. 18) seinem Berufe zurückgegeben, die aus Hannover
vertriebenen Gebrüder Grimm nach Berlin berufen. Auch tilgte er
alsbald die Mißstände, die seines Vaters Regierung auf dem kirch-
lichen Gebiete hinterlassen hatte. Der Erzbischof von Köln, Clemens
Droste von Vischering, welcher 1837 wegen Differenzen mit der Re-
gierung über die Behandlung der gemischten Ehen auf die Festung
Minden abgeführt worden war, erhielt wenigstens die Erlaubniß,
seinen Aufenthalt an jedem beliebigen Orte außerhalb seiner Diöcese
nehmen zu dürfen; der aus ähnlichen Gründen in Haft befindliche
Erzbischof von Posen und Gnesen, Martin von Dunin, ward seinem
Sprengel Zurückgegeben. In der evangelischen Kirche hob er die Zer-
würfnisse, zu denen die durch die Union nicht getilgten Gegensätze
der lutherischen und reformirten Confession den Anlaß gegeben, und
*) Vorzugsweise nach Alfred v. Reumont's Zeitgenossen, 2. Band.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
von_Humboldt Wilhelm Arndt Grimm Clemens
Droste Martin_von_Dunin Alfred_v
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Bautzen Paris Deutschlands Bonn Hannover Berlin Posen Gnesen
212 20. Die revolutionären Bewegungen in Italien.
ruhig verhalten hatte, ließ der Herzog doch alle nur irgend dispo-
niblen Truppen aus der Umgegend nach Modena rufen. Mit ihnen
traf aber auch zugleich die Kunde von einem Aufstande in Bologna
ein. Hier hatte man in der Nacht vom 4. zum 5. Februar den
Prolegaten Paracciani-Clarelli (der während der Abwesenheit des zum
Conclave einberufenen Legaten Cardinal Bernette die Regierung ver-
waltete) zur Unterzeichnung einer Acte gezwungen, in welcher er eine
aus Adligen, Professoren und Rechtsgelehrten bestehende Regierungs-
Commission anerkannte und die Errichtung einer Provincial-Garde
gestattete. Allerwärts erblickte man am nächsten Morgen die Natio-
nalfarben (weiß, roth und grün); die Bürgerschaft gab ihre Zustim-
mung zu dem Geschehenen und der Prolegat fand für angemessen,
die Stadt zu verlassen, zumal als die Nachricht anlangte, daß am
2. Februar der Cardinal Capellari unter dem Namen Gregor Xvi.
an die Stelle des am 23. November (1830) verstorbenen Papstes
Pius Viii. erwählt worden sei. Wie zu Modena constituirte sich
jetzt die Commission als provisorische Regierung und ernannte den
Advocaten G. Vicini zu ihrem Präsidenten. Zwar hatte der Herzog
in seiner Proclamation (vom 4. Februar) gerühmt: „daß kein Mensch,
nicht einmal aus Neugier, an dem Tumulte in Modena Antheil
genommen," indessen trug er doch Bedenken, als er Kunde von den
neuen Ereignissen erhielt, seinen „treuen und tapferen Truppen, so
wie der Anhänglichkeit und guten Gesinnung" der guten Stadt Mo-
dena ferner zu vertrauen und begab sich daher, „um seine getreuen
Truppen nicht zu compromittiren," mit seiner Familie, seinen Schätzen
und seinem Heere nach Novi (6. Februar) und von hier über Mantua
nach Wien.
Inzwischen breitete sich die Revolution immer weiter in den Pro-
vinzen von Modena und Reggio aus. Die provisorische Regierung
verwandelte sich in eine Dictatur und endlich in eine „vereinigte
Regierung der Provinzen Modena und Reggio". Diese letztere be-
mühte sich in der That, das Volk für ihre Sache zu gewinnen, und
neben der Verbesserung der inneren Verwaltung verminderte sie Zölle
und Abgaben, schaffte die Privilegien in der Gerichtsverfassung
ab, stellte die Universität wieder her und verkündigte, daß keine
Intervention Statt finden werde. Bald war die ganze Romagna
im Aufstande; Jmola, Faenza und Forli sprachen sich für den Auf-
stand aus und trugen dem Obersten Sercognani auf, die päpstli-
chen Truppen aus den in den Provinzen behaupteten Stellungen zu
vertreiben, denn bereits am 8. hatte man die zeitliche Herrschaft des
Papstes für beendigt erklärt. Täglich langte die Nachricht von einer
neuen Stadt an, die den Gehorsam ausgekündigt hatte. Der ganze
Küstenstrich des Kirchenstaates, Ravenna, Rimini, selbst Ferrara, trotz
der österreichischen Besatzung Heiner Citadelle, steckte die dreifarbige
Fahne auf. Am 12. Februar erhob sich Parma, das die Herzogin
Marie Louise schleunig verließ, nachdem ihr Minister, Freiherr von
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Cardinal_Bernette Gregor_Xvi Gregor Reggio Romagna Heiner_Citadelle Marie_Louise
312
29. König Otto in Griechenland.
bruch einer Revolution dadurch begünstigt, daß in Folge beständiger
Reibungen mit dem griechischen Militär und des fortwährenden Drän-
gens der Zeitungspresse die deutschen Truppen Griechenland verlassen
hatten. In einer weit verbreiteten Broschüre verlangte man einen
König griechischen Stammes und griechischer Religion, Entfernung
aller Fremden und eine liberale Constitution.
Im September 1843 beschäftigte sich der Cavallerie-Oberst Ka-
lergis, ein Waffengefährte des (inzwischenverstorbenen) Kolokotronis,
mit der Organisation eines Militär-Aufstandes, um der Regie-
rung die langersehnte Constitution abzutrotzen. Die Nachricht, daß
die Regierung von dem Vorhaben in Kenntniß gesetzt sei, beschleu-
nigte den Ausbruch. Am 15. September, Morgens 1 Uhr, ließ
Kalergis Generalmarsch schlagen, und zog mit den Truppen und dem in
großer Menge versammelten Volke nach dem königlichen Palaste;
Kalergis erklärte dem Könige, das Volk wolle eine Constitution, die
ihm bisher durch die üblen Rathschläge der Umgebung des Königs
vorenthalten sei. Man sagte, daß der König sich lauge geweigert
habe, aber endlich durch die Vorstellungen der Königin (Amalie, ge-
botenen Prinzessin von Oldenburg), welche ihn auf die Nutzlosigkeit
eines Widerstandes und die möglichen Greuel entfesselter Volkswuth
aufmerksam gemacht, zur Nachgiebigkeit bewogen worden sei. Die
ganze Bewegung war fast ohne alles Blutvergießen, ja, in Folge der
umsichtigen Anordnungen des Kalergis ohne den geringsten Exceß
vorübergegangen. Eine königliche Verordnung berief eine National-
Versammlung, um gemeinsam mit dem Könige die neue Verfassung
festzustellen. Bei der im Januar 1844 beginnenden Discussion über
den von einem Ausschüsse des Congresses ausgearbeiteten Verfassungs-
Entwurf (mit dem Zweikammer-System) mußte die Kunst der Rede,
welche sich bei einem Volke entwickelte, das so lange der wichtigsten,
geistigen Bildungsmittel entbehrt hatte, wahrhaft Erstaunen erregen.
Die imposanten, heldenmäßigen Gestalten der Congreß-Mitglieder, zum
Theil hochgefeierte Kämpfer des Freiheitskrieges, auf deren Antlitz
man die Fülle von Geist und die Macht der Leidenschaften gewahrte,
die sich aber jetzt der Ordnung und der Macht der Rede willig füg-
ten, die Koryphäen der Redner (Kolettis, Mavrokordatos, Metapas,
Zographos u. s. w.), die sich ihrer großen Vorfahren würdig zeigten,
das Alles machte die griechische National-Versammlung zu einer eben
so anziehenden als großartigen Erscheinung. In Bezug auf die
Kirche traf man in der Absicht, zwei Parteien zugleich zu befriedigen,
die doppelte, einander widersprechende Bestimmung, daß man erklärte,
die orthodoxe Kirche von Hellas sei unlösbar mit der großen Kirche,
in Constantinopel vereinigt, habe aber ihr eigenes Haupt und werde
von einer Synode regiert. Dieses Verhältniß wurde später (1852)
durch einen Vertrag mit dem Patriarchen von Constantinopel geord-
net. Bei den Debatten über die Thronfolge-Ordnung wurde einstim-
mig festgesetzt, daß jeder Nachfolger auf dem griechischen Throne der
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
424
39. Die Revolution in Rom.
Nach dem Tode Gregor's Xvi. ging aus einem nur dreitägigen
Conclave (welches die Ankunft der fremden Cardinäle absichtlich nicht ab-
wartete, um den österreichischell Einfluß abzuwehren) der 54 Jahre alte
Cardinalmastai Ferretti als Pius Ix. hervor, den Gregor Xvi. selbst
zu seinem Nachfolger gewünscht hatte. Als Nuncius in Chile hatte
er die Welt außerhalb des Kirchenstaates gesehen und Vergleiche an-
gestellt zwischen anderen Staaten und dem seinigen. Er brachte den
reinsten Willen, die unbedingteste Hingebung an seinen Beruf mit
auf den Thron; und als diesen Beruf erkannte er, ein Reformator
in der Landesverwaltung, ein Versöhner der Regierten mit den Re-
gierenden zu sein. In dem guten Glauben, daß Liebe nur Gegen-
liebe, Wohlthat nur Dankbarkeit erzeugen könne, begann Pius seine
Regierung mit der umfassendsten Amnestie, wodurch er sich ailfs
bestimmteste von der bisherigen Regierungsweise lossagte, aber frei-
lich auch den radicalen Verschwörern, die bis dahin vom Auslande
her gewühlt hatten, den Sitz ihres Treibens mitten in sein Land zu ver-
legen gestattete. Zurückgehend auf das Memorandum der Großmächte
von 1831 kündigte er Reformen an und bildete aus den Notabeln
der Provinzen eine Staatsconsulta, welche gemäßigte Vorschläge zu
denselben machte. Gleichzeitig erhob sich der Ruf nach nationaler Unab-
hängigkeit, nach einem „freien Italien" von einem Ende der Halbinsel
zum andern. Nach einem von dem Philosophen und Cardinal Nosmini
ausgearbeiteten und vom Papste gebilligten Plane einer italieni-
schen Con föderativ n (lega federativa) sollte eine Tagsatzung aller
italienischen Staaten in Rom über Krieg und Frieden, Zölle, Han-
delsverträge und einige andere gemeinschaftliche Angelegenheiten be-
rathen und entscheiden, Rom also das Frankfurt des italienischen
Staatenbundes werden. Im März 1848, als bereits in Sicilien und
Frankreich die Revolutionen ausgebrochen waren, erschien eine Con-
stitution (skatuto fondamentale), die sich von den gewöhnlichen
modern-constitulionellen Verfassungen dadurch wesentlich unterschied,
daß das Cardinals-Collegium als eine besondere, an der Souveraine-
tät betheiligte Körperschaft neben und über den beiden Kammern,
(deren eine der Papst ernennt, während die andere gewählt wird)
stehen, also eine dritte berathende Versammlung bilden sollte.
Das Widerstreben des Papstes gegen eine Theilnahme am Kriege
wider Oesterreich ward von der Umsturzpartei (Sterbini, Cicceruacchio)
benutzt, ihm jede Gewalt zu entwinden. Da (17. Sept. 1848) trat
der frühere Gesandte Ludwig Philipp's, Pellegrino Rossi, an die
Spitze des päpstlichen Ministeriums und im vollkommenen Bewußt-
sein seiner Unpopularität bei den extremen Parteien, ergriff er die
Zügel der Regierung mit kräftiger Hand. Es schien, als ob ihm
als Minister des Innern und der Polizei die Herstellung eines ge-
ordneten Zustandes und die Bewältigung der schon weit vorgeschrit-
tenen Revolution gelingen würde. Am 15. Nov. sollte er die (ver-
tagten) Kammern eröffnen, aber beim Aussteigen aus dem Wagen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Cardinalmastai_Ferretti Gregor_Xvi Gregor Cardinal_Nosmini Sterbini Cicceruacchio Ludwig_Philipp's Ludwig Pellegrino_Rossi
Extrahierte Ortsnamen: Rom Chile Italien Rom Rom Frankfurt Sicilien Frankreich Oesterreich
39. Die Revolution in Rom.
425
traf ihn ein tödtlicher Dolchstoß so sicher, daß er, ohne «lehr ein
Wort zu sprechen, starb. Noch ehe die Regierung Mnth und Kraft
faßte, bemächtigte sich der radicale Volksverein (eireolo popolare),
in welchem die Häupter der Umsturzpartei (Sterbini, Lucian Bona-
parte, Fürst von Canino, Cicceruacchio) thronten, der Gewalt, und Cal-
derari, der Oberst der Carabinieri, ging zu ihllen über. Am 16. Nov.
strömte das Volk, untermischt mit Soldaten, in großer, stets wachseirder
Masse nach dem Quirinal, um ein radicales Milüsterium zu erzwin-
gen. Lange widerstand der Papst den ungestümen Forderungen,
während sein Palast beschossen wurde und die Kugeln bis iit sein
Vorzimmer einschlugen. Endlich erklärte er, „um ferneres Blutver-
gießen und größere Verbrechen zu verhindern," nachgeben zu wollen;
ein neues Ministerium wurde gebildet, worin der frühere Polizei-
Gouverneur von Rom die wichtigste Stelle, das Innere, erhielt, während
Mamiani und Sterbini, als die dem Papste persönlich Unallge-
nehmsten, die Ruhesitze des Aeußeren und der öffentlichen Bauteil ein-
nahmen. Durch eine in Rom zu versammelnde Coustituirende sollte
die Bundesverfassung Italiens festgestellt werden.
Der Papst, welcher in der Schreckeusnacht des 16. Nov. jede
Concession für unverbindlich (inferma) erklärt hatte, mußte neue
Ausbrüche der Volkswuth befürchten, sobald diese Nichtigkeitserklärulig
allgemein bekannt wurde. Daher floh er verkleidet nach Gaeta auf
neapolitanisches Gebiet. Die „Constituante" trat auf dem Capitol
zusammen und proclamate die römische Republik, welche sich auch
Toscana nach der Vertreibung des Großherzogs einverleibte. Der
Papst aber war entschlossen, sich durch einen gemeinsamen „Kreuz-
zug" der größeren katholischen Mächte nach Rom zurückführen zu las-
sen. Frankreich beeilte sich, einer Intervention Oesterreichs, welches
eben (März 1849) den Krieg gegen Piemont siegreich beendet hatte, zu-
vorzukommen. Der Marschall Oudinot landete am 26. April 1849
mit 8000 Mann in Civita-Vecchia und erschien am 30. unter den
Mauern Roms (vgl. S. 336). Allein die ihm von den Reactionärell
verbürgte Erhebung zu Gunsten des Papstes wurde nicht einmal
versucht; die Römer, unter dem von Mazzini herbeigerufenen Gari-
baldi, verteidigten sich so herzhaft, daß Oudinot sich mit 6000
Mann wieder nach Civita-Vecchia zurückziehen mußte. Auch die her-
anrückenden Neapolitaner wurden, vor den Thoren von Palestrina,
zurückgeschlagen; die an der Tibermündung gelandeten Spanier hiel-
ten sich stets aus der Schußweite. Inzwischen erhielt Oudinot so
bedeutende Verstärkungen, daß er mit 35,000 französischen Soldaten
(gegen 19,000, meist Nationalgarden) den Kampf erneuern und die
Belagerung Roms beginnen konnte. Nachdem am Abend des St.
Peterstages die Kuppel der Peterskirche beleuchtet gewesen, überfielen
die Franzosen in der Finsterniß der Nacht (30. Juni) die Bastionen
und rückten am folgenden Tage in die todtenstumme Stadt ein, wäh-
rend auf dem Capitol die eben vollendete Verfassung der Republik
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
26. Die Reformen in Großbritannien unter Wilhelm Iv. und Victoria. 285
mußte, eine „stehende Regel" (standing order), welche bis zu ihrer
Aufhebung in Kraft bleibt.
Die katholische Kirche Englands erhielt 1850 eine neue Or-
ganisation, indem Papst Pius Ix. durch ein Breve, „um die ordent-
liche Form des bischöflichen Regimentes in diesem Königreiche zu be-
gründen", das Land in einen Metropolitan- und zwölf Bischof-Sitze
theilte, während bisher acht apostolische Vicare die römische Kirche
in England beaufsichtigt hatten. Zum Erzbischöfe von Westminster
ernannte er den Cardinal Wiseman. Da diese Maßregel ohne vor-
herige Uebereinkunft mit der englischen Regierung getroffen war, die
bisher nicht einmal mit dem Papste als weltlichen Fürsten diploma-
tische Verbindungen unterhalten hatte, so sah Volk und Regierung
in diesem „Uebergriffe des Papstes", wie man ihn ausfaßte, eine
schwere Verletzung der herrschenden Kirche, und Russell brachte eine
Bill in das Haus der Gemeinen, welche den katholischen Bischöfen
die Führung der von ihnen angenommenen Titel (was in Irland seit
1829 gestattet war) untersagte. Die Bill ging mit einigen sie
verschärfenden Amendements (die alle Erlasse ähnlichen Inhalts für
ungesetzlich erklärten) durch, hatte aber nur die Bedeutung eines
Protestes gegen eine Handlung des Papstes; als legislative Maß-
regel blieb sie ohne Wirkung, denn Cardinal Wiseman und die katho-
lischen Bischöfe, in England wie in Irland, fuhren fort, ohne jede
Belästigung die ihnen vom Papste verliehenen Titel zu führen.
d. Reformen der Rechtspflege.
Wie in allen Zweigen der staatlichen Einrichtungen Freiheit
und Volksrecht Fortschritte erzielten, so machte sich dieser bessere Geist
auch allenthalben auf dem weiten Gebiete der neueren Gesetzgebung
geltend.
Die Rechtspflege war bisher langsam, theuer, unsicher, weit-
aussehend gewesen. So bewundernswürdig die Principien der eng-
lischen Rechtswissenschaft sein mochten, so sehr trug die Praxis dazu
bei, durch mannichfache Mängel den Endzweck der Rechtspflege zu
vereiteln. Die Rechtsverständigen, blind gegen Principien, folgten
stets Präcedenzfällen. Aus dem Dunkel rechtlicher Fictionen, alten
Formenwesens, verwickelter Vorschriften des Verfahrens zog der Stand
der Rechtsgelehrten den meisten Nutzen, während die Parteien nach
verzweiflungsvollem Warten und für zu Grunde richtende Kosten zu-
letzt ihren Proceß gewannen oder verloren nicht durch die Macht der
Wahrheit und des Rechts, sondern — wie eine Partie Schach —
durch die Geschicklichkeit und Schlauheit der Spieler. Dennoch galt
es für eine politische Ketzerei, die Vollkommenheit der englischen Juris-
prudenz in Zweifel zu ziehen.
Am 7. Februar 1828 legte Brougham in einer sechsstündigen,
meisterhaften Rede die mannichfachen Mißbräuche der Gerichtshöfe
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Cardinal_Wiseman Russell Cardinal_Wiseman
Extrahierte Ortsnamen: Großbritannien Victoria Englands England Westminster Irland England Irland
39. Die Revolution in Rom.
423
Theil der Stadt hielt ein 24 tägiges Bombardement aus, wobei man
versuchte, mittelst Luftballone Bomben auf die Stadt fallen zu lassen.
Während Haynau mit 30,000 Soldaten, die aber von den Sumpf-
fiebern fürchterlich gelichtet wurden, alle Schrecken der Kriegskunst
concentrirte, bedrängte auch die Cholera und die Hungersnoth die
verarmte, verwitwete „Königin der Meere". Auf die Nachricht von
der Capitulation Görgey's am 13. August, capitulirte auch Venedig
am 22. August. Ihr Widerstand hatte seit der Abdankung Karl
Albert's keine politische Bedeutung mehr. So war denn Oesterreich,
dem Zerstückelung drohte, aus den schweren Revolutionsstürmen
äußerlich unversehrt hervorgegangen und besaß denselben Umfang,
wie zuvor.
39. Die Revolution in Rom, 1848—1849.
(Nach I. I. Döllinger, Kirche und Kirchen, Pavstthum und Kirchenstaat, und
Hermann Reuchlin, Geschichte Italiens, bearbeitet vom Herausgeber.)
Schon bald nach der Bewältigung der Revolution in der Romagna
1831 (s. S. 212) durch das Einrücken der Oesterreicher hatte eine
Conferenz der Großmächte dem Papste Gregor Xvi. (reg. 1831
—1846) ein Memorandum überreichen lassen, welches politische
Reformen, namentlich Zulassung von Laien zu den Justiz- und Ver-
waltungsämtern, Selbstverwaltung der Gemeinden durch gewählte
Räthe, Wiederherstellung der unter Pius Vii. von Consalvi einge-
führten, aber von dessen Nachfolger (Leo Xii.) wieder abgeschafften
Provinzialräthe u. s. w. empfahl. Aber wenn Gregor Xvi. auch das Be-
dürfniß durchgreifender Reformen nicht verkannte, so traute er sich doch
bei seinem hohen Alter nicht mehr die Kraft zu, den gemeinschaftli-
chen Widerstand derjenigen zu besiegen, die ein Interesse an der
Beibehaltung des Herkömmlichen hatten. Auch mochten ihm wohl
die rechten Männer zur energischen Durchführung der Reformen feh-
len. So erhielten denn beständige Militär-Commissionen ¡$ur Abur-
theilung politischer Ausschreitungen mit Hülfe der starkvermehrten
Schweizer-Regimenter die öffentliche Ruhe, aber die Stimmung des
Volkes gegen die fremden Söldner und gegen die exceptionelle und
bevorrechtete Stellung des sehr zahlreichen Clerus, besonders seit die-
sem auch die Verurtheilung und Bestrafung politischer Verbrechen
übertragen worden, war eine allgemein verbitterte. Der Ruf nach
Reformen wurde zuletzt stürmischer und fand seinen Ausdruck in einem
angeblich von Farini verfaßten Manifeste „an die Fürsten und Völ-
ker Europa's" (1845).
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: August August Karl
Albert's Karl Hermann_Reuchlin Gregor_Xvi Gregor Consalvi Leo_Xii Leo Gregor_Xvi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Rom Venedig Oesterreich Rom Italiens
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Cardinal_Timenes Karl Karl Julius_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Rom Bologna Spanien Bologna Reichstage_Augsburg
19. Das Concil in Trient.
97
hatten, wieder aufgenommen würden, und daß der Papst als Partei, nicht aber als Richter auf dem Concil erscheine, dieses vielmehr die höchste Autorität behaupte, da wollten die deutschen Kurfürsten, die hier als Häupter der katholischen Kirche in Deutschland aufgetreten waren, sich nicht ferner an den „nutzlosen Debatten" betheiligen und verließen die Stadt. Der gleichzeitige Aufstand des protestantischen Kurfürsten Moritz von Sachsen und seiner Verbündeten (stehe Nr. 21) benahm dem Kaiser auch die letzte Hoffnung, die deutschen Protestanten dem Concil unterworfen zu sehen; daher gab er seine Einwilligung zur Suspension des Concils auf unbestimmte Zeit, dfc auch in der 16. Session ausgesprochen wurde (1552).
Da die Protestanten seit dem Augsburger Religionsfrieden (1555, siehe S. 109) sich um Rom nicht mehr kümmerten, so gab Papst Paul Iv. (1555—1559) aus dem Hause Caraffa die Vereinigungs- oder vielmehr Bekehrungs-Versuche auf und gedachte zunächst die alte Kirche fester und konsequenter zu organisiren. Von ihm rührt das erste Einlenken in die Bahn der gewaltsamen Gegenreformation her: er hat die spanischen Glaubensgerichte in Italien hergestellt, den ersten „Index" verbotener Bücher angelegt und die Jesuiten im Interesse der katholischen Restauration kräftig unterstützt. Er sprach es offen aus, die versprochenen Reformen ließen sich auch ohne Concil machen. Da aber selbst die katholischen Fürsten, deren Rechtgläubigkeit außer Zweifel stand, die Könige von Frankreich, Spanien und Ungarn so wie der Herzog von Baiern, bestimmte Anforderungen stellten, betreffend die Rechte der Landeskirchen, die Wahl der Bischöfe, die Geldzahlungen nach Rom, ja selbst die Abschaffung des Cölibats der Priester in Anregung brachten, so kam es darüber zu allerlei Conflicten. Diese hatten zur Folge, daß der nächste Papst Pius Iv. (1559—1565) das Coucil von Neuem einberief, dessen dritte Eröffnung zu Trirt im Januar 1562 Statt fand.
Trotz des Einspruches des Kaisers und Frankreichs setzte die römische Curie es durch, daß dieses Concil als eine Fortsetzung des frühern betrachtet werden solle, so daß alle früheren Beschlüsse, deren Spitze gegen die Protestanten gerichtet war, ein für alle mal gültig seien. Angesehene und begabte Geistliche, vor Allen Jakob Laynez, der zweite General und eigentliche Organisator des Jesuiten-Ordens, verfochten mit großer Energie den göttlichen Ursprung und damit die Unantastbarkeit der geistlichen Autorität gegenüber den Forderungen der weltlichen Fürsten. Die Neubegründung und Feststellung der unanfechtbaren päpstlichen Autorität, als Grundpfeiler der neu gewonnenen Einheit, blieb denn auch die Seele aller Beschlüsse. Diese war auch bei allen Bestimmungen über Abstellung von Mißbräuchen und über die Kirchen-Disciplin vorbehalten. Die große Leistung des Concils für die Einheit der katholischen Kirche bestand darin, daß diese, statt vielbe-regter Streitfragen, mit großer Präcision abgefaßte Dogmen, statt schwankender Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. Iii. 2. Aufl. 7
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
30. Heinrich Iv. in Frankreich.
171
werden. Er war weniger der „gute" König, zu dem man ihn hat stempeln wollen, als vielmehr ein feiner, listiger, gedankenreicher Politiker, ein einsichtsvoller Begünstiger des Handels und der Industrie. Seine kirchliche Politik, welche die Glaubensparteien als politische Mächte ansah, die man soweit als möglich dem Staate unterwerfen müsse, wollte weder die bisherige strenge politische Organisation der Hugenotten und deren stete Kriegsbereitschaft gestatten, noch die doppelte Forderung des katholischen Clerus bewilligen, welche Wiederherstellung der Bischofswahlen durch die Capitel und Verkündigung der Beschlüsse des Concils von Trient verlangte. Durch Concordat vom December 1516 hatte Leo X. dem Könige Franz I. das Recht gegeben, alle Aebte und Bischöfe in seinem Reiche selbst zu ernennen. Dadurch war die französische Kirche durchaus abhängig vom Königthume geworden. Natürlich wünschte die Mehrheit der französischen Prälaten, dieser Abhängigkeit ein Ende zu machen, die Wahl ihrer Genoffen und Nachfolger -den Dom- und Kloster-Capiteln zurückzugeben. Aber sie fand mit diesem Verlangen bei dem Könige um so entschiedenere Zurückweisung, als sie selbst zugestehen mußte, daß er sein Wahlrecht nur zu Gunsten würdiger Personen ausübe. Noch weniger wollte er sich zur Verkündigung der Trientinischen Beschlüsse herbeilassen, von denen er Stärkung der päpstlichen und Minderung der staatlichen Gewalt, vor Allem aber Wiederaufleben des kaum beschwichtigten Kampfes zwischen Katholiken und Protestanten erwartete. Ohnehin konnte er mit den Hugenotten, die ihre politische Selbständigkeit mit aller Macht ausrecht halten wollten, zu keiner vollständigen Aussöhnung gelangen.
Wenn Heinrich schon auf diesem streitigen Gebiete den Vorrang der Staatsgewalt vertheidigte, so war er um so mehr bemüht, auf rein politischem Boden denselben zu sichern. Der hohe Adel wurde grundsätzlich von jedem Einflüsse aus die Staatsgeschäfte entfernt, die sog. Generalstände, welche die Gesammtheit seiner Unterthanen vertraten, berief er nicht mehr, nachdem er trübe Erfahrungen mit ihnen gemacht hatte, und nun durch feine musterhafte Finanzverwaltung im Stande war, ohne erhöhte Ansprüche an die Steuerkraft feines Volkes, fertig zu werden. Wie er diese einst mächtige Volksvertretung stillschweigend, ohne jede Gewaltsamkeit, beseitigte, duldete er auch den letzten Rest der in ihrem Wesen schon zerstörten municipalen Selbständigkeit nur in so weit, als diese sich dem Staatsganzen unterordnete und ihm selbst nicht unbequem wurde. Nicht nur übte er stets conseguent sein Ober-auffichtsrecht über die städtische Verwaltung, sondern, wo es ihm gut schien, griff er auch ganz unbedenklich in wohl erworbene städtische Gerechtsame ein.
Wie Heinrich überhaupt das Geschick besaß, für den rechten Mann stets die rechte Verwendung zu finden, so traf er auch eine besonders glückliche Wahl für die Reorganisation der, wie erwähnt, völlig zerrütteten Finanzen. Maximilian von Bethune, den er zum Marquis von Rosny und endlich
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Leo_X Leo Franz_I. Franz_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Maximilian_von_Bethune Maximilian Rosny